Ihre Atmung ist Ihr Leben!

Der Wald ist ein Erholungsgebiet. Der Techniker Krankenkasse zufolge reduziert ein Spaziergang im Wald das Stressempfinden, senkt den Blutdruck und die Herzfrequenz und vermindert die Stresshormone im Blut. Das ist jedoch nur einer der Gründe, warum ich Atemübungen gern im Wald praktiziere. Meinem Empfinden nach kann ich im Wald aufatmen – im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei wird mir die Symbiose der Bäume und des Menschen bewusster denn je: Bäume atmen über die Blätter. Dabei nehmen sie das Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf und verabeiten es mithilfe der Lichtenergie zu Zucker. Bei diesem Prozess der Photosynthese entsteht als Abfallprodukt Sauerstoff. Wenn ich ausatme, gebe ich Kohlendioxid ab, das die Bäume für die Photosynthese benötigen. Den dabei entstandenen Sauerstoff benötige ich wiederum für meine Atmung. So schließt sich der Kreis des Lebens, des Gebens und Nehmens.

Unsere Atmung ist lebenserhaltend. Unser Leben beginnt mit dem ersten Atemzug und endet mit dem letzten Atemzug. Dazwischen liegen mitunter eine halbe Milliarde Atemzüge, die wir unbewusst und ohne großes Zutun, machen. Was uns scheinbar so mühelos gelingt, setzt in unserem Körper jedoch hochkomplexe Vorgänge in Gang. Je besser unsere Atmung ist, desto effektiver können diese Vorgänge in unserem Körper ablaufen. Desto vitaler, gesünder und ja, auch glücklicher, können wir leben. Meist sind wir uns darüber nicht im Klaren. Erst wenn Atemprobleme uns das Leben schwer machen, realisieren wir, wie sehr diese unsere Gesundheit und unseren Alltag beeinträchtigen. Laut Statista sind Atemwegserkrankungen im Jahr 2020 die dritthäufigste Todesursache, hinter Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs.*

Es lohnt sich also, sich mit unserer Atmung etwas genauer zu befassen, die in allen Kulturen von jeher große Bedeutung beikommt. Zwischen der Atmung und dem Geist besteht eine Verbindung. In China wurde die mit dem Atem verbundene Lebensenergie Qi, im Hinduismus in Indien Prana und im alten Griechenland Pneuma genannt.

Die Bibel drückt es im 1. Mose/Genesis 2,7 klar aus: „Gott macht den Menschen aus Erde vom Acker und haucht ihm danach den Odem des Lebens ein. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.“ Wir alle sind durch den Atem Gottes beseelt, tragen also alle das Göttliche in uns. Im Alltag spüren wir davon freilich nichts. Wir sind viel zu sehr damit beschäftigt, unser Leben zu meistern. Unser Geist ist permanent in Bewegung und verstellt uns den Blick auf die Verbundenheit mit unserem göttlichen Anteil, unserem wahren Selbst. Um Zugang zu unserem wahren Selbst zu erhalten, hilft es, den Geist zur Ruhe zu bringen, was mit der geeigneten Atemtechnik gelingen kann. Die Yogis haben das früh erkannt und Pranayama-Übungen als wesentlichen Bestandteil des Yogas eingeführt.

Meines Erachtens haben alle religiösen und spirituellen Ausrichtungen ein Ziel: Uns Menschen eine Auszeit zu geben, Halt zu finden in der Göttlichkeit und einen Zugang zu unserem wahren Selbst zu bekommen, befreit von den Mühen des Alltags. Der Wunsch und die Suche danach ist dem Menschen wesensimmanent, der Fortbestand der Religionen bzw. Spiritualität legt dies nahe.

Die Atmung auf den biochemischen Prozess der Sauerstoffversorgung zu reduzieren, wird ihr nicht ganz gerecht. Die Atmung ist das Leben – Ihr Leben! Machen Sie also das beste daraus.

*https://de.statista.com/statistik/daten/studie/240/umfrage/verteilung-der-sterbefaelle-nach-todesursachen/